Bei einer großen Koalition könnte es zu einer Laufzeitverlängerung von AKWs kommen, daher noch einmal ein Blick auf die Argumente der Atomlobby

Hans Boës

Die Koalitionsverhandlungen gehen schleppend voran. Da kommt der Streit um die Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke gerade richtig, um neben den schwierigen Personalien das ganze Kartenhaus vielleicht noch zum Einsturz zu bringen. Aber auch die Gewerkschaften bringen sich mit ihrer neuesten Verlautbarung in Verlegenheit, weil sie leichtgläubig den Argumenten der Industrie folgen, anstatt eigene Positionen zu vertreten.

Der Ausstieg aus der Atomenergie ist ja ein lange gehegtes und gepflegtes Lieblingskind der Grünen. Das war nicht nur eine ihrer Gründungsideen, sondern ist letztlich auch einer der wenigen vorzeigbaren Erfolge ihrer siebenjährigen Koalition. Sie haben den Ausstieg aus der Kernkraft mit viel Mühe und zähen Verhandlungen mit den Energiekonzernen und ihrem eigenen Koalitionspartner geschafft und dafür im Gegenzug bei vielen anderen Forderungen einer ökologischen Entwicklung klein beigegeben.

Jetzt soll das alles wieder in Frage gestellt werden. Die Union hat ja schon vor Monaten mit der Idee einer Laufzeitverlängerung für die Atomlobby gespielt und sich damit zu ihrem Sprachrohr gemacht. Letzte Woche kam dann noch Unterstützung von den Gewerkschaften. In einer gemeinsamen Erklärung haben die Stromkonzerne mit den Gewerkschaften IGBCE und Verdi für eine Verlängerung der Laufzeiten geworben. Besondere Beachtung hat dabei gefunden, dass auch Verdi-Chef Bsirske seine Unterschrift unter den Aufruf gesetzt hat.

Der Aufruf basiert auf einer passgenau zum Regierungswechsel fertiggestellten Studie des BDI. Darin wird sowohl mit den verringerten CO2-Emissionen als auch zusätzlichen Arbeitsplätzen einer Laufzeitverlängerung geworben, 42.000 sollen es nach Angaben der Industrievertreter sein. Dabei wird allerdings vergessen, dass es jetzt bereits etwa 130.000 Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbaren Energien gibt, die beim weiteren Ausbau der regenerativen Energien auf bis zu einer halben Million ansteigen könnten, also mehr als zehn mal soviel wie beim Szenario der Atomlobby…

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